Was machen Psycholog:innen, wenn sie nicht Therapeut:innen werden möchten? Diese Frage stellte ich mir, als ich mitten im Psychologie Masterstudium nach Praktika suchte und ich eine Alternative zur Psychotherapie-Praxis oder zur Psychiatrie gesucht habe. Dass man als Psycholog:in auch Berater:in werden kann, hatte ich schon gehört, eine Vorstellung, was diese Arbeit beinhaltet, hatte ich aber nicht. Zudem kam ein vages Vorurteil dazu, dass Berater:innen nur für sehr konkrete Fragestellungen da wären und der Kontakt zu den:der Klient:innen dadurch nicht besonders tiefgründig ist. So hatte ich es, ohne groß zu überlegen, für mich als uninteressant abgestempelt.
Zufälligerweise hatte zu dem Zeitpunkt Frau Vogeley von der Beratungsstelle Hiltrup in einem meiner Seminare an der Universität ihre Arbeit in der Erziehungsberatungsstelle vorgestellt. Sie erzählte von abwechslungsreichen Tagen und davon, dass es nicht das eine wohldefinierte Problem gebe. Konkret bedeutet das, dass Berater:innen in ihrem Alltag alle mögliche Fragen gestellt bekommen, deren breite Spanne sich von kleineren Alltagsschwierigkeiten zu Tabu-Themen wie Geschwisterliebe, bis hin zu sehr belastenden Situationen für alle Familienmitglieder erstreckt. Die dafür benötigte Flexibilität, Empathie und Offenheit beeindruckten mich und ich merkte, dass ich diese Eigenschaften und Werte in meinem künftigen Arbeitsleben gleichermaßen erfahren und einsetzen möchte. Also bewarb ich mich auf ein Praktikum.
Nun bin ich seit März als Praktikantin der Erziehungsberatung tätig und durfte mittlerweile in vielen Beratungen dabei sein. Es ist toll zu sehen, wie das Team zusammenarbeitet und jeder Berater und jede Beraterin auch bei schwierigen Problemen und herausfordernden Fällen von den anderen unterstützt wird. Der Umgang mit den Problemen der Klient:innen ist sehr wertschätzend und der Erfahrungsschatz in der Erziehungsberatung ist groß. Meist fällt auf: Du bist mit deinen Problemen nicht alleine.
Dass Beratung auch in Wirklichkeit funktioniert, habe ich in dieser bisherigen Zeit beobachten können. Es ist bemerkenswert, wie entlastend das Zuhören tatsächlich wirkt. Die positiven Rückmeldungen der Klient:innen unterstreichen dies. Mir persönlich ist dies auch sehr wichtig, denn eines ist mir schon länger klar: Ich möchte Menschen begleiten. Ganz offensichtlich werde ich das als Beraterin tun können. Und das ist doch eine schöne Aussicht auf mein zukünftiges Arbeitsleben!